Junges Gemüse

50 Schüler. Ein kleiner Klassenraum wird so sehr schnell sehr lebendig. Wunderbar wie unterschiedlich die Kinder sind, dass sie auch unterschiedlich schnell lernen – ganz klar. Ich finde mich schnell in der Rolle der Nachhilfe wieder. Die Kinder wissen: Am Anfang erkläre ich alles gerne fünf mal. Bei 50 Kindern keine leichte Aufgabe. Tapfer versuche ich meine Motivation zu behalten, wenn zum x-ten Mal die gleiche Frage kommt. Ich merke jedoch schnell, dass acht Monate in der Primary One weder meinen Freiwilligendienst, noch den Schulalltag der Kinder in dieser Klasse bereichern werden. Zum Unterrichten bin ich irgendwie nicht gemacht, habe ich das Gefühl. Vielleicht, weil der Unterricht so ganz anders ist als in deutschen Schulen, vielleicht weil ich keinen Weg finde meine Kreativität und meine praktische Seite in den täglichen Unterricht zu integrieren.

Laufe ich weg? Müsste ich jetzt Wege finden, diese Probleme zu lösen? Sind die zwei Monate in denen ich das versucht habe zu wenig? Fragen, die mich beschäftigen.

Ich habe mich nämlich dem jungen Gemüse zugewendet. Von der Primary One in die Nursery One. An meinem allerersten Tag im Projekt war ich schonmal hier und bin geflüchtet. Kinder die kein Wort Englisch sprechen zu unterrichten? No way.
Doch! Die Kinder fangen jetzt schon an, von zehn kleinen monkeys zu singen, wenn sie mich sehen – scheint gut angekommen zu sein das Lied – und ich erfahre mehr und mehr, dass Kommunikation eben doch nicht nur über Worte laufen kann.
Mit den Guten-Morgen-Liedern den Unterricht eröffnen; von M. ein breites Grinsen und ein schwungvolles `present` geschenkt bekommen, wenn ich bei der Anwesenheitskontrolle seinen Namen aufrufe; schreiben üben; O., der viel zu gerne den Klassenraum erkundet zurück auf seinen Platz schicken, neue Sportspiele ausprobieren und den Kindern beim Toben zugucken. Das alles liebe ich an meinem neuen Schulalltag.

Noch mehr junges Gemüse.
Eine trockene Fläche, ein kaputter Zaun, Ziegen. Das beschreibt den Anfangszustandzustand des Schulgartens wohl sehr gut. Daraus soll ein Garten werden? Mit viel Wasser; einem Rechen, den wir aufgrund seines Gewichts liebevoll `bag of rice´ schimpfen; großzügigen Pflanzensamenspenden vom Gunjur Project; vielen, vielen Nägeln, Maschendraht und Fischernetzen; Reggae und vereinten Kräften haben S. und ich es aber tatsächlich geschaft! 28 Beete sind bepflanzt und den Kindern der Primary School zugeteilt, die großartige Arbeit beim Gießen leisten. Der Zaun ist geflickt und das Versprechen, dass jede Ziege, die es jetzt noch in den Garten schafft, auf dem Grill landet, gegeben!

Tomaten, Auberginen, Zucchini, Wassermelone, Mais, Zwiebeln, Occra, Paprika, Bohnen, die Kinder der Nursery School – junges Gemüse ist glaube ich echt mein Ding!

Ernten, was wir saehen

Nein, der Titel ist nicht im uebertragenen Sinne gemeint, sondern mal ganz woertlich.

Schon vor ein paar Wochen haben wir angefangen in Benna Kunda einen Garten anzulegen. Aus der grasueberwuchterten Flaeche sind nun schon drei Tomatenbeete, ein Auberginenbeet und ein Beet fuer unsere heissgeliebten Wassermelonen entstanden. Es soll weitergehen mit Gurken, Karotten, Salat und Chilli.

Wir alle geniessen das Gaertnern, auch wenn uns die Sonne vorallem das Umgraben und praeparieren der Beete schwer macht.

Es macht aber unglaublich viel Freude, die kleinen Pflaenzchen wachsen zu sehen und langsam wird der Traum vom eigenen gemischten Salat greifbar. Ich werde, wenn es so weit ist, zur Feier des Tages eine meiner Pumpernickeldosen (Ich habe tatsaechlich einen Kilo Brot mitgeschleppt, nur um festzustellen, dass es Pumpernickel auch hier im Supermarkt gibt.. Hoffentlich schmeckt meins wenigstens besser 😀 ) oeffnen und ein Stueck Kaese kaufen, um endlich mal wieder ein deutsches Abendbrot geniessen zu koennen.

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